Computeritis

ERSTE BEGEGNUNG
Den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr, aber ich muss so ungefähr 12 Jahre alt gewesen sein, als ich den ersten Kontakt mit einem Computer hatte. Das hört sich für heutige Verhältnisse ziemlich unspektakulär an, aber Anfang der 80er Jahre galt ich damit als ein seltsamer Zeitgenosse. Ich würde heute Nerd dazu sagen, allerdings war dieser Begriff damals noch nicht so geläufig. 

Ich wurde im Familienkreis dafür bestaunt, dass ich einen Zauberwürfel in relativ kurzer Zeit wieder in den richtigen und farblich sortierten Zustand zurückbringen konnte. Ich hatte anfangs übrigens niemanden erzählt, dass ich die Lösung aus einer Zeitschrift abgekupfert hatte. Die sogenannte "Spiegel-Lösung" kursierte als mehrseitige Kopie in den Schulen. Aber meine leidenschaftliche Art hat mein Gehirn dann so trainiert, dass ich diese Herausforderung geschafft habe! Am Ende dieser Seite gibt es mögliche Lösungen für den "Rubik's Cube".


TEXAS IN HOLZHAUSEN
Und das passierte dann auch bei meiner ersten Begegnung mit dem ersten Heimcomputer. In der Nachbarschaft hatte ich temporären Zugriff auf einen Texas Instruments TI99/4A, der mich sofort faszinierte. Dieser Computer hatte eine normale Schreibmaschinentastatur ohne Umlaute, "Y" und "Z" waren aufgrund des amerikanischen Ursprungs vertauscht. Als Clou gab es einen Modulschacht, wo man sich mit einem dafür erhältlichen Schachmodul gegen den Computer duellieren konnte (sofern man Schach spielen konnte...). Aber Zauberwürfel und Computer haben aus meiner Sicht eine große Gemeinsamkeit: Beide haben nämlich ganz viel mit Logik zu tun!

Damals wurde kein separater Monitor benötigt, die Computer von damals wurden einfach an einen vorhandenen Fernseher angeschlossen. Wir haben eigene Programme entwickelt, mit Begeisterung haben wir stundenlang viele Zeilen, sogenannte Listings, aus den vielen Computer-Fachzeitschriften ab. Damals gehörten die meist monatlich herausgegebenen Fachzeitschriften, wie "Happy Computer", "64er", "Chip" usw. zur Standardausstattung eines gut sortierten Heimcomputer-Freaks.


PROGRAMMIEREN LERNEN
Damit diese nicht nach dem Ausschalten des Heimcomputers gelöscht waren, wurden diese Programme auf einer handelsüblichen Kassette gespeichert. Die Commodore-Fans kannten den Begriff Datasette. Dadurch habe ich das Programmieren mit BASIC gelernt, machte doch diese Maschine das, was ich wollte. 

Erste Erfolge hatten Programmier-Anfänger mit einer  Endlosschleife wie:

10 PRINT "Hallo!"
20 GOTO 10

Bis zum Ausschalten schrieb der Computer ohne Ermüdung "Hallo!" auf den Bildschirm Zeile für Zeile. Tippfehler sorgten oft für Frust, so dass eine sorgfältiges Arbeiten erforderlich war. Die nächsten Projekte waren dann anspruchsvoller: Zum Beispiel eine Tabellenverwaltung mit Ergebniseingabe für die Fußball-Bundesliga. Neben einer Heim- und Auswärtstabelle konnte bei jedem gefallenen Tor während der Spiele ad hoch die Tabelle aktualisiert werden.

DER BROTKASTEN GEHÖRT NICHT IMMER IN DIE KÜCHE
1983 kostete ein Commodore 64 (kurz C64) zwischen 650,- und 700,- DM. Die Lieferzeit konnte wegen der damals sehr hohen Nachfrage bis zu 2 Monate dauern. Aufgrund seiner ähnlichen Optik zu einem Küchenzubehör wurde dieser Heimcomputer oft auch als "Brotkasten" bezeichnet. Meine Eltern waren standen bei meinen technischen Investitionen eigentlich immer auf meiner Seite. Ein Grund: Gute Kenntnisse in zukunftsträchtigen Technologien könnten mir zukünftig einen guten Job mit Alleinstellungsmerkmal bringen. Das hat dann in der Nachbetrachtung auch prima geklappt! Ich hatte natürlich nicht verraten, dass man mit einem C64 auch herrlich spielen und auf den Schulhöfen über diverse Tauschbörsen die neuesten Games in den Pausen tauschen konnte.

Ich hatte den unschätzbaren Vorteil, dass mir niemand in mein Hobby reinredete. Selten hörte ich ein ermahnendes "... mach erst deine Hausaufgaben". So konnte ich stundenlang vor dem angeschlossenen Fernseher sitzen und die frisch ergatterten Spiele ausprobieren. Um richtig ausgestattet zu sein, musste ich allerdings noch fast 2 Jahre auf die nächste und unbedingt notwendige Anschaffung sparen: Ein Floppy-Disk Laufwerk, das VC1541, dessen wichtigster Befehl LOAD "$",8,1 war. Insider wissen, dass das Zubehör auf jeden Fall Hardware-Detected sein muss!


GANZ KLEINER C64-KURS
Anzeigen des Inhaltsverzeichnisses einer Diskette:
LOAD "$",8,1   

"Warm"-Reset:
SYS 64767

Ändert die Rahmenfarbe beim Bildschirm in weiß:
POKE 53280,1

Dieses kleine Demo-Programm wechselt ständig die Rahmen- und Textfarbe:
10 X = X +1: IF X>15 THEN X=0
20 POKE 53280,X: POKE 646,X
30 PRINT " * C64-DEMO ";
40 FOR Z=0 TO 150: NEXT Z: GOTO 10


ABSCHIED VON EINEM FREUND
Gegen Ende der Schulzeit hatte ich anscheinend auf einmal genug von meinem Brotkasten. Auf einmal setzte ich mir in den Kopf, dass ich nun ganz dringend einen Amiga 500 brauche. Amiga heißt auf deutsch übrigens Freund. Der hatte eine bessere Grafik, besseren Sound und fühlte sich eben moderner an. Kurzum, der gute alte C64 wurde nebst Zubehör verkauft. Woran ich nicht gedacht habe, dass mein Softwareangebot durch den Verkauf drastisch kleiner wurde. Denn waren doch die alten Programme - und damit auch die Spiele - nicht mehr kompatibel. So richtig warm wurde ich dann doch nicht mit dem neuen Freund. So langweilte ich mich schnell und nach wenigen Wochen wurde der Amiga wieder verkauft und ein C64 der neuesten Generation wurde von dem Erlös wieder angeschafft.

Die Schulzeit neigte sich nun langsam dem Ende zu. Nach bestandenem Abitur und beginnender kaufmännischer Ausbildung fehlte mir für mein ehemals leidenschaftliches Hobby dann noch die Zeit. Kurzum - das Buch des C64 wurde endgültig zugeschlagen. Ab und zu überkommt mich dann doch noch Retro-Feeling … auf einem aktuellen Laptop mit Windows-Betriebssystem ertappe ich mich dann doch ab zu mit einem C64-Emulator.




Geschichte des Zauberwürfels

Der Ungar Ernö Rubik erfand das dreidimensionale Geduldsspiel, um das räumliche Denkvermögen seiner Studenten zu trainieren. Grund: Ihm fiel auf, dass ihre Geometrie-Kenntnisse zu wünschen übrig ließen. 1974 baute er den ersten Würfel, aber es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis sie industriell gefertigt wurden. Denn auf dem Weg vom Prototypen zum fertigen Produkt lauerten, wie so oft in der sozialistischen Planwirtschaft, zahlreiche Fallen und Probleme. Erst 1977 kamen erste Rubik-Würfel in den Handel - vorerst nur in Ungarn. 

Anfang 1980 feierte der bunte Würfel aus Ungarn sein internationales Debüt auf den Spielzeugmessen von London, Paris, Nürnberg und New York. Bereits ein Jahr später war die Nachfrage so groß, dass der Hersteller nicht genug Rubik-Würfel herstellen konnte. Inzwischen gilt die Erfindung von Ernö Rubik als eines der meistverkauften Spielzeuge der Welt.