Fernsehgeschichte(n)

You Tube und Streaming-Dienste haben heute das Sehverhalten in den Familien komplett verändert. Vor 40 Jahren gab es Fernsehsendungen erst am späten Nachmittag, der allabendliche Zeitplan wurde entweder um 19 Uhr von der Heute-Nachrichtensendung oder um 20 Uhr durch die Tagesschau bestimmt. Mangels Fernbedienung mussten die Jüngsten der Familie auf Kommando des Familienoberhauptes auf einen der fünf gespeicherten Kanäle umschalten. Anfang der 1980er Jahre kam dann Stereo-Fernsehen und der erste Videorecorder dazu. Ab 1986 bereicherte dann das Kabelfernsehen mit anfangs 15 Programmen und 30 Radioprogrammen den damaligen Medienkonsum.

  • Abenteuer mit Meersdonk und Willers

  • Bonanza - und der Sonntag Abend war gerettet

  • Bester Soundtrack mit Captain Future


  • Mit dem unvergesslichen Hans Rosenthal


  • Mein Favorit: Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt

  • Dank Wum durfte ich länger aufbleiben!


Fernsehschätze

Früher war nicht nur mehr Lametta! In unserer Kindheit war Fernsehen noch etwas ganz Besonderes, da in der Regel nur ein TV-Gerät zur Verfügung stand. In der Fernsehzeitschrift (bei uns war es die "Hörzu") wurde im Vorfeld über die kommenden Sendungen recherchiert und gemeinsam abgestimmt. Wobei meist der Haushaltsvorstand das letzte Wort hatte … Viele Serien waren für uns damals Highlights, das Warten auf die nächste Folge oft quälend lang. Aber es ist eine wunderschöne nostalgische Reise in die TV-Vergangenheit.

(In Klammern die Erstausstrahlung in Deutschland)

Lassie (21.06.1958) • Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (15.10.1961) • Bonanza (13.10.1962) • Ferien auf Saltkrokan (03.11.1966) • Rauchende Colts (04.06.1967) • Die kleinen Strolche (11.06.1967) • ZDF-Hitparade (18.01.1969) • Pippi Langstrumpf (08.02.1969) • Der rosarote Panther (06.09.1969) • Catweazle (15.02.1970) • Dick und Doof (17.07.1970) • Pan Tau (13.12.1970) • Disco (13.02.1971) • Die Sendung mit der Maus ( 07.03.1971) • Dalli Dalli (13.05.1971) • Schweinchen Dick (03.01.1972) • Das feuerrote Spielmobil ( 21.04.1972) • Raumschiff Enterprise   (27.05.1972) • Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (03.09.1972) • Musikladen (13.12.1972) • Sesamstraße (08.01.1973) • Ein Herz und eine Seele (15.01.1973) • Rappelkiste (30.09.1973) • Väter der Klamotte (05.10.1973) • Kli-Kla-Klawitter (27.01.1974) • Wickie und die starken Männer (31.01.1974) • Der große Preis (05.09.1974) • Derrick (20.10.1974) • Barbapapa (05.11.1974) • Die Waltons (12.01.1975) • Tom und Jerry (13.07.1976) • Die Muppet Show (05.09.1976) • Die Biene Maja (09.09.1976) • Kimba (04.01.1977) • Der Alte (11.04.1977) • Pinocchio (08.09.1977) • Heidi (18.09.1977) • Neues aus Uhlenbusch (24.12.1977) • Western von Gestern (05.05.1978) • Sindbad (21.09.1978) • Michel aus Lönneberga (24.12.1978) • Die Pyramide (16.03.1979) • Die rote Zora und ihre Bande (27.08.1979) • Timm Thaler (25.12.1979) • Hallo Spencer (27.12.1979) • Nils Holgersson (08.01.1980) • Marco (09.01.1980) • Die Bären sind los (10.05.1980) • Auf Achse (11.09.1980) • Captain Future (27.09.1980) • Luzie, der Schrecken der Straße (12.10.1980) • Wetten dass (14.02.1981) • Bananas (24.03.1981) • Dallas (30.06.1981) • Ein Fall für Zwei (11.09.1981) • Doctor Snuggels (22.09.1981) • Manni der Libero (05.01.1982) • Na sowas (29.03.1982) • Ronny's Pop-Show (14.06.1982) • Meister Eder und sein Pumuckel (24.09.1982) • Formel Eins (05.04.1983) • Denver Clan (24.04.1983) • Hart aber herzlich (20.10.1983) • Ich heirate eine Familie (03.11.1983) • Diese Drombuschs (25.12.1983) • Magnum (18.06.1984) • Peter Illmann Treff (02.01.1985) • Das Boot (24.02.1985) • Knight Rider (28.08.1985) • Die Schwarzwaldklinik (22.10.1985) • Lindenstraße (08.12.1985) • Miami Vice (06.12.1986) • Na siehste! (28.08.1987)


Ein Ritter sorgt für gute Nachbarschaft

Aufgrund der für den Fernseh- und Radioempfang schlechten topographischen Lage meines Wohnortes, hat die Deutsche Bundespost (die hieß damals tatsächlich noch so...) bereits Anfang der 1980er Jahre mit dem Ausbau eines Kabelfernsehnetzes begonnen. Zunächst wurden die ersten Gebiete kostenfrei (!) angeschlossen, gegen eine geringe monatliche Gebühr konnten die glücklichen Inhaber eines solchen Anschlusses zunächst 11 Fernsehprogramme und fast 30 Radioprogramme in bester Qualität genießen. Satelliten-TV gab es anfangs noch nicht, das wurde erst ca. 1985 eingeführt.

So fühlten wir uns privilegiert, als unsere Straße dann endlich angeschlossen wurde. Das klappte auch nur, weil wir uns im Vorfeld bei der Post als Interessenten registriert haben. Zu der Zeit wurde bedarfsgerecht ausgebaut, ohne genügend Kabelanschluss-Fans also kein Ausbau eines Gebiets. Irgendwann war dann unsere Straßenseite angeschlossen, interessanterweise tatsächlich nur unsere … Mein bester Freund wohnte aber auf der anderen Straßenseite. Eigene "Satellitenschüsseln" waren damals unüblich, da diese mit einer Gebühr nach Genehmigung durch die Post belegt wurden. Wohnte man in einem Ausbaugebiet für Kabelfernsehen, wurde eine solche Genehmigung aus regulatorischen Gründen nicht einmal erteilt. Weiterhin hatten solche Empfangsantennen einen Durchmesser von 1 bis 2,50 m, das war zudem schon irgendwie unpraktisch.

Wer "Knight Rider" sehen konnte, der war nicht nur cool, sondern auch ein gern gesehener Gastgeber. Auf einmal war oft Besuch da, um auf dem Schulhof mitreden zu können. Natürlich fanden wir Jungs diese Serie mit David Hasselhoff super, ein sprechendes Auto war in den 1980ern unvorstellbar, aber mega spannend. Auch Sport-Veranstaltungen waren manchmal nur im Kabelfernsehen zu sehen, so dass - wie früher - die halbe Nachbarschaft die Relegationsspiele der Fußball-Bundesliga gemeinsam schauten.

DBP-Anschreiben 1987

Amtliches Schreiben 1988


Das Ende der Lindenstrasse

Zum Start der Lindenstraße am 8. Dezember 1985 wurde diese Serie ziemlich zerrissen. Keiner konnte sich vorstellen, dass diese Serie überhaupt nur einen Monat überstehen wird. Wir haben durchgehalten und waren von der ersten Folge dabei. Diese Serie über den spießigen und meist konservativen deutschen Alltag hat uns bestimmt auch in unserer Meinungsbildung unterstützt. Solche Nachbarn wollte man eigentlich nicht, aber trotzdem fand man sich in den Geschichten dann auch selbst manchmal wieder.

Die Lindenstraße hat uns beim Abitur, Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Hausbau und Heirat stets begleitet. Auch wurden die eigenen Kinder schon in jungen Jahren ins Lindenstraßen-Universum eingeführt. Nun ist die Serie Ende März 2020 nach über 34 Jahren und 1758 Folgen Vergangenheit. Alles war gut zum Schluss und wir haben nun auch endlich erfahren, wo genau die Lindenstraße in München eigentlich liegt! Immerhin, vieles aus der Kultserie wird der Nachwelt im Haus der Geschichte ein Bonn erhalten bleiben. Im Technik-Museum Speyer kommt das Akropolis unter. Diverse Wiederholungen im Fernsehen werden uns wohl die Erinnerungen der spannendsten Strasse Deutschlands noch lange wach halten.

Webseite der Lindenstrasse
FAZ - Was ein Fan der ersten Stunde über das Aus der Lindenstrasse denkt
Lindenstrasse bekommt Platz im Haus der Geschichte

Update: In den letzten Wochen wären wahrscheinlich durch die Corona-Krise in der Lindenstraße vielen aktuelle spannende Geschichten entstanden. Ein paar Tage nach dem Ende der Kultserie wurde von der ARD bekanntgegeben, dass auch Dr. Kleist seine Praxis in Eisenach zugemacht hat.

Foto: ARD/WDR